Schulsozialarbeit: Wie ist Verteilung und Bedarf an Schulen im Landkreis Leer? Warum werden 2.400 Stellen abgebaut?
Hannover/Leer, [13. Oktober 2024] – „Die Schulsozialarbeit hat sich aufgrund zahlreicher Herausforderungen zu einem wichtigen Faktor der sozialen und emotionalen Förderung sowie zur positiven Gestaltung des Lernumfeldes für junge Menschen entwickelt. Für den hiesigen Landtagsabgeordneten Ulf Thiele (Stallbrüggerfeld) ist das ein Grund, mit Blick auf die Versorgung im Landkreis Leer genauer hinzuschauen. Daher hinterfragt er im Rahmen einer Parlamentarischen Anfrage insbesondere die Bedarfsanalysen des Kultusministeriums und die Verteilung von Schulsozialarbeiterstellen im Landkreis Leer.
In diesem Zusammenhang kritisiert Thiele zugleich scharf, dass die rot-grüne Landesregierung zum Jahresende die Verträge von rund 2.400 pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auslaufen lässt. Trotz der angespannten Lage an den Schulen habe das Kultusministerium entschieden, dieses wertvolle qualifizierte Personal nicht weiter zu beschäftigen. „Dass das Ministerium die auslaufenden Verträge der pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht verlängert, ist verantwortungslos und ein schwerwiegender Fehler“, urteilt Thiele. Die pädagogischen Unterstützungssysteme der Schulen würden dadurch erheblich geschwächt. Dabei sei in der aktuellen Lage der Schulen mit zahlreichen zusätzlichen Aufgaben und Herausforderungen in der Inklusion, der Integrationsarbeit und der Sozialarbeit eine Stärkung dieser Systeme notwendig.
„Die Schulsozialarbeit ist vor diesem Hintergrund ein unverzichtbarer Bestandteil unseres Schulsystems geworden. Denn sie leistet einen wichtigen Beitrag, um Schülerinnen und Schüler in ihrer persönlichen und schulischen Entwicklung zu fördern, ihre Integration zu unterstützen und gleichzeitig den sozialen Zusammenhalt in den Schulen zu stärken,“ betont Thiele. Besonders die enge Zusammenarbeit mit Lehrkräften und die Elternarbeit machen nach seiner Einschätzung die Schulsozialarbeit zu einem bedeutenden Baustein der pädagogischen Arbeit an den Schulen. Ziel der Parlamentarischen Anfrage sei es für ihn daher, detaillierte Informationen zur aktuellen Versorgungslage im Landkreis Leer zu erhalten. Daher fragt er unter anderem, in welcher Anzahl Schulen der Region Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter beschäftigen und in welchem Stundenumfang diese tätig sind.
Ein weiterer Schwerpunkt der Anfrage liegt auf der Finanzierung der Stellen, sowohl durch das Land als auch durch die Schulträger. „Insbesondere die Verteilung zusätzlicher Stellen durch das Kultusministerium, die aus dem sogenannten Startchancen-Programm der Bundesregierung finanziert werden, welches sich an Schulen mit besonderen sozialen Herausforderungen richtet, ist kritisch zu hinterfragen“, so Thiele weiter. Dieses Programm basiere auf einem Sozialindex, der Schulen mit erhöhtem Unterstützungsbedarf identifiziert. Faktoren wie beispielsweise Migration, Sprachfördermaßnahmen, hohe Schulabbrecherquoten, aber auch Armut sind Benachteiligungen für Schülerinnen und Schüler. Grundsätzlich stelle sich daher die Frage, ob es im Land ein Ranking von Schulen gebe, worin diese und weitere soziale Faktoren berücksichtigt würden. Außerdem fragt Thiele die Landesregierung, ob weitere Faktoren bei der Schulauswahl durch das Land für das Startchancen-Programm hinzugezogen wurden.
Der Landtagsabgeordnete möchte zudem wissen, inwieweit Schulen im Landkreis Leer von dem Programm profitieren. „Nur durch transparente und einheitliche Kriterien können wir sicherstellen, dass die Unterstützung auch wirklich dort ankommt, wo sie benötigt, wird“, so Thiele. Es dürfe nicht sein, dass kommunale Schulträger verstärkt zusätzliche Landesaufgaben übernehmen müssten. Hier bedürfe es einer klaren Abgrenzung. Thieles Blick richtet sich aber auch in die Zukunft: „Wir wollen wissen, welche Pläne die Landesregierung hat, um die Schulsozialarbeit weiter auszubauen. Vor allem in Zeiten wachsender Herausforderungen wie Integration, Inklusion und sozialer Ungleichheit ist es unerlässlich, dass die Schulen ausreichend sozialpädagogische Unterstützung erhalten. Nur so können wir den Schülerinnen und Schülern die Unterstützung bieten, die sie verdienen und brauchen“, so Thiele abschließend.