Leer, 16. Juni 2017.- Es war nicht die Fußballbegeisterung allein, die kürzlich Polizeidirektor Johannes Lind beim Relegationsspiel zwischen dem SV Meppen und Waldhof Mannheim gebannt die Partie verfolgen ließ. „Viele Polizisten in Ostfriesland waren hin und her gerissen“, berichtete der Leiter der Polizeiinspektion Leer/Emden dem Landtagsabgeordneten Ulf Thiele, bei dessen Besuch in der Polizeiinspektion Leer. „Natürlich freuen wir uns mit dem SV Meppen über den Aufstieg. Aber wir wissen auch um die Konsequenzen.“ Der Hintergrund: Weil der SV Meppen in der nächsten Saison in der 3. Liga spielt, müssen für die Heimspiele anlassbezogen entsprechend höhere Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden. Für die über 400 Kräfte seiner Polizeiinspektion bedeute das vermutlich eine Mehrbelastung während der Heimspieltage des emsländischen Sportvereins. Den Schutz wird grundsätzlich zwar die Polizei aus dem Emsland übernehmen, aber für die Ostfriesen stehen dann zusätzliche Einsätze an, wenn zum Beispiel zeitgleich größere Einsatzanlässe stattfinden. So werden weitere Überstunden aufgebaut – dabei sind die Polizeikräfte in Ostfriesland schon jetzt gut ausgelastet.
Die Polizei in Ostfriesland sei zwar so ausgestattet, wie es aufgrund der anerkannten Personalverteilungssystematik des Landes richtig sei – aber es gebe auch viele neue Aufgaben. Als Beispiel nannte Lind die Internet-Kriminalität, die stärker und in vielen Bereichen zunehme. Für die Menschen in der Region noch bedeutsamer seien jedoch die objektiven Belastungen und das subjektive Gefühl von Unsicherheit durch das Einbruchsgeschehen. Es seien keineswegs Banden aus den Nachbarstaaten, die einreisten und in Ostfriesland Einbruchsdiebstähle begingen: „Unsere Täter stammen überwiegend aus dem Zusammenhang mit der Beschaffungskriminalität (Rauschgiftkonsum und -handel) aus der Region“, ist die Erfahrung der ostfriesischen Polizei. Die Zahl der Einbrüche sei aktuell in der Region rückläufig. „Wir haben in der Polizeiinspektion sehr engagierte und professionelle Ermittler“, betonte Lind. Dieser wichtigen Aufgabe widmen sich alle Kollegen/-innen priorisiert!
Die Zahl der Straftaten insgesamt hat im Laufe der letzten Jahre kontinuierlich abgenommen: die Gesamtzahl lag im Jahr 2004, kurz bevor die Polizeiinspektion Leer/Emden gegründet wurde, noch bei 18.500. Im Jahr 2016 waren es dann 14.105. Gestiegen ist hingegen die Aufklärungsquote und zwar von knapp 53 Prozent im Jahr 2004 auf fast 63 Prozent in 2016. Dieses Ergebnis polizeilicher Anstrengungen macht uns Mut, weiter sehr hart zu arbeiten. Nur sehr selten aufgeklärt werden konnte in früheren Jahren die große Zahl der Fahrraddiebstähle: 3.600 Fahrraddiebstähle wurden in 2004 gemeldet. In 2016 wurden 1.300 Drahtsesel gestohlen – die Aufklärungsquote ist entschieden gesteigert worden – ca. 4% (2004)- annähernd 25% heute.
Es ist aber nicht nur das Ermittlungsgeschick der Beamten, die diese Erfolge begründen: „ Ganz hohe Bedeutung hatten Hinweise von Bürgern/-innen.“ Entsprechend wichtig ist dem Polizeidirektor die Öffentlichkeitsarbeit seiner Dienststelle, u.a. auch in den digitalen sozialen Medien, zum Beispiel auch auf Facebook/Twitter.
Ulf Thiele zeigte sich sehr beeindruckt von der Arbeit und vor allem den Erfolgen der Polizei Leer/Emden. „Die Stimmung ist richtig prima, die Aufklärungsquote ist gut, es gibt weniger Straftaten und doch gibt es de facto so viele wichtige und neue Aufgaben, dass da das vorhandene Personal an seine Grenzen stößt, insbesondere weil die einzelnen Fälle komplexer und die Aufgaben der Polizei vielfältiger und globaler (Cybercrime) geworden sind. Die Politik müsse den Beamten bei ihrem oft gefährlichen Dienst „weiterhin und noch deutlicher den Rücken stärken“, betonte Ulf Thiele. Das bedeute nicht nur, die Polizei gegen unberechtigte Kritik in Schutz zu nehmen, sondern auch, dass die Polizei bestmöglich ausgestattet sei. Unsere gut ausgebildeten Polizeibeamten müssen von Tätigkeiten entlastet werden, die keine originäre Polizeiarbeit sind.
Weiterhin verbessert werden müssten die Bezahlung und die Aufstiegschancen bei der niedersächsischen Polizei. Das gelte sowohl für die Polizisten als auch insbesondere für die Beschäftigten im Polizeidienst, die momentan kaum Aufstiegsmöglichkeiten hätten. „In diesem Bereich gibt es noch einiges zu tun“, ist Ulf Thiele sicher.
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