Leer. „Die Kommunen werden von der derzeitigen Landesregierung im Regen stehen gelassen“, sagt der Landtagsabgeordnete Ulf Thiele (Stallbrüggerfeld) mit Blick auf die Ergebnisse einer Sitzung des Innenausschusses des Landtages. Die Organisation der Aufnahme und Verteilung von Flüchtlingen durch das Ministerium auf die Kommunen sei ein Jahr nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine immer noch chaotisch. Das dürfe weder auf dem Rücken der geflüchteten Menschen noch der Kommunen ausgetragen werden.
Aktuell stehen in einigen Landkreisen, wie beispielsweise im Ammerland oder in der Wesermarsch, neu errichtete Unterkünfte leer. Aber auch im Landkreis Leer mangele es seitens des Innenministeriums an verlässlichen Zahlen, so dass man kaum planen könne. Für die Kosten müssen nach seinen Worten jedoch aktuell die Kommunen aufkommen. „Die Kreise und Städte sind auf Geheiß des Innenministeriums hier erheblich in Vorleistung getreten und werden nun auf den Kosten sitzen gelassen“, so Thiele. In diesem Zusammenhang kritisierte er auch den ergebnislosen Krisengipfel der Bundesinnenministerin mit den Ländern und den Kommunalen Spitzenverbänden. Bund und Länder hätten dort versucht, die Mehrkosten für Leerstände und überdurchschnittliche Mieten entstehen, weil die Kommunen von den Innenministerien unter Handlungsdruck gesetzt wurden, in wesentlichen Teilen auf die Kommunen abzuwälzen. „Das ist unanständig. Denn zugleich hatte der Bund sich einer gesteuerten Verteilungsregelung verweigert und das Land – trotz deutlicher Forderungen seitens der CDU – versäumt, die Aufnahmekapazitäten der Landes-Aufnahmebehörde, der LABNi, zu erhöhen“, kritisiert Ulf Thiele, der auch stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion im Niedersächsischen Landtag und Kreistagsabgeordneter im Landkreis Leer ist.
Dabei war es nach seinen Worten der damalige Innenminister Pistorius, der die Kommunen massiv unter Druck gesetzt habe, schnellstmöglich neuen Wohnraum zu schaffen. „Es wird nun deutlich, dass das Innenministerium mit falschen Zahlen gerechnet hat. Dieses Organisationschaos hat teilweise schwerste finanziellen Folgen für viele Landkreise, die aufgrund zahlreicher anderer Herausforderungen ohnehin schon an die Grenzen ihrer finanziellen Handlungsfähigkeit gelangen“, so Thiele. Daher müsse das Land diejenigen Kommunen, die auf Anordnung des ehemaligen Ministers Pistorius in Vorleistung getreten sind, nun endlich finanziell unterstützen. Thiele forderte kurzfristiges Handeln mit der Option auf eine verlässliche Dauerlösung. „Das Innenministerium muss die angekündigte Änderung des Aufnahmegesetzes endlich auf den Weg bringen, damit es bei der Unterbringung von ukrainischen Flüchtlingen für die Kommunen eine verlässliche finanzielle Unterstützung bei den Vorhaltekosten gibt. Jetzt ist die neue Ministerin Behrens gefordert.“, so Thiele.
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