Thiele: Plan B muss her, falls Ersatzbau der Ledabrücke nicht rechtzeitig fertig wird
Leer. Bange Blicke bestimmten am vergangenen Montag das Bild bei der Sonderprüfung der Ledabrücke. Die findet zweimal jährlich im Auftrag des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr, Geschäftsbereich Aurich, statt. Denn der Zustand der Brücke verschlechtert sich zusehends weiter. Ist sie noch bis zur Fertigstellung des Ersatzbaus in voraussichtlich vier bis fünf Jahren nutzbar? Diese und weitere Fragen stellte der Landtagsabgeordnete Ulf Thiele (CDU) im Rahmen des Prüftermins, an dem er gemeinsam mit dem Stadtbaurat von Leer, Jens Lüning, teilnehmen konnte.
„Die Ledabrücke hat eine außerordentliche überregionale Bedeutung für viele Menschen und verbindet das Overledingerland und das Emsland mit der Stadt Leer, ermöglicht kurze Wege zur Arbeit, zu den Schulen, zum städtischen Einzelhandel und der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Infrastruktur unserer Kreisstadt. Eine langfristige Kappung des Verkehrs über die Brücke wäre ein Desaster“, sagte Thiele. Dem pflichteten auch Florian Pfaff von der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr (Aurich) und Stadtbaurat Lüning bei. Ziel aller Beteiligten sei es, die Brücke solange wenigstens für den Autoverkehr und die Schülertransporte befahrbar zu halten, bis die neue Ledabrücke gebaut und freigegeben sei.
Thiele und Lüning hatten die Möglichkeit, sich gemeinsam mit dem prüfenden Unternehmen unterhalb des Bauwerkes einen Überblick über die Schäden zu verschaffen. Dazu begutachteten sie zunächst die tragenden Läger auf der Nordseite der Brücke und kletterten dann gemeinsam mit dem Brückeningenieur und Prüfer Lothar Griese in den Korb eines Spezialfahrzeuges. Der stählerne Arm fuhr sie an Stellen unterhalb der Brücke, die den Verkehrsteilnehmern verborgen bleiben.
Der Bauingenieur Lothar Griese prüft bereits seit 2018 zweimal jährlich im Auftrag der Straßenbauverwaltung, ob die Ledabrücke weiterhin für den Verkehr genutzt werden darf. Dür die aktuelle Prüfung musste das Baumwerk zum Wochenbeginn für zwei Tage für den öffentlichen Verkehr gesperrt werden. Viele Bereiche wurden geprüft und erläutert. Das ernüchternde, wenn auch nicht überraschende Ergebnis: Der Zustand der Brücke hat sich durch eindringendes Regenwasser in einigen Bereichen weiter verschlechtert. Was von oben noch recht akzeptabel ausschaut, stellt sich unterhalb der stählernen Konstruktion als deutlich herausfordernder dar. Die Feuchtigkeit hat dem Metall weiteren Schaden zugefügt. „Die Brücke hat das Ende ihrer Lebensdauer erreicht und wahrscheinlich schon überschritten. Zudem war sie eigentlich nie für eine Bundesstraße konzipiert. Hier stellt sich nun zu Recht die Frage, wie lange sie noch nutzbar sein wird“, so Thiele.
Die Ausschreibungen für ein Ersatzbauwerk wurden nach Angaben der Landesbehörde inzwischen durchgeführt. Derzeit werde die Auftragsvergabe im Rahmen der sogenannten Submission vorbereitet, so dass voraussichtlich Anfang 2026 mit dem Ersatzbau begonnen werden kann. Die Bauzeit dürfte vier bis fünf Jahre betragen. „Wir hoffen, dass wir diese Zeit noch mit dem vorhandenen Bauwerk im wahrsten Sinne des Wortes überbrücken können. Ich weiß, dass auch die Straßenbauverwaltung ein sehr großes Interesse daran hat“, so Thiele weiter. Aktuell sei sie für den normalen Verkehr noch nutzbar. Er hoffe, dass der Gutachter dies ein weiteres Mal bestätigen könne. Schwerlastverkehre müssten aber unbedingt vermieden werden, so Thiele.
Und er fordert, jetzt einen Plan B für den Fall der Fälle zu entwickeln, um die Lebensdauer der Brücke verlängern zu können, wenn sie sich an ihren neuralgischsten Punkten weiter verschlechtere. Verschiedene Möglichkeiten hierfür wurden zwar ins Auge gefasst, aber bisher verworfen, da auch damit eine längere Brückensperrung verbunden wäre, wenn der Koloss für Reparaturen eingehaust werden müsste. Eine Verstärkung der Träger würde aufgrund der Bodenverhältnisse deutlich erschwert. Dennoch müsse mit Blick auf die unsichere verbleibende Lebensdauer an einem Plan B mit verschiedenen Varianten für Lebenszeit-verlängernde Maßnahmen gearbeitet werden. „Für den Fall der Fälle muss die Landesstraßenbehörde gewappnet sein“, fordert Thiele.
Die Gewichts- und Gescheindigkeitsbegrenzung auf der Brücke müsse zudem konsequent durchgesetzt werden, um die Brücke so wenig wie möglich zu strapazieren. „Die bisherige Geschwindigkeits- und Tonnenbeschränkung ist aus meiner Sicht absolut gerechtfertigt“, so Thiele. Der Maßnahmenkatalog weist noch einige wenige Möglichkeiten auf, um die Belastungen für das 1951 in Betrieb genommene Bauwerk weiter zu reduzieren und die Lebensdauer dadurch etwas zu erhöhen. So wäre beispielsweise noch eine weitere Reduzierung des zulässigen Gesamtgewichts der Fahrzeuge auf 3,5 Tonnen oder die einspurige Befahrung mit Hilfe einer Ampelsteuerung als Optionen denkbar, wenn der Zustand der Brücke sich weiter verschlechtere. „Alle Beteiligten müssen ihren Beitrag leisten, um diese wichtige Straßenverbindung zu halten“, so Thiele. Er sei sicher, dass die Landesbehörde dies genauso einschätze, wie er, zeigte sich der Landtagsabgeordnete abschließend zuversichtlich.
Foto: Der Brückenbau-Ingenieur Lothar Griese erläuterte dem CDU-Landtagsabgeordneten Ulf Thiele und dem Stadtbaurat Jens Lünning (Stadt Leer) sowie dem Vertreter vom Landesamt für Straßenbau und Verkehr, Geschäftsbereich Aurich, Florian Pfaff, die zunehmenden Schäden an der Ledabrücke. Sie gilt als wichtige Verbindung zwischen Leer und dem Fehn sowie Emsland. Foto: Jürgen Eden/Wahlkreisbüro Ulf Thiele








